„Keine Shows für Täter“ versteht sich als feministische, antikapitalistische und antifaschistische Gruppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, u.a. öffentlichen Auftritten von Personen, denen sexualisierte Gewalt vorgeworfen wird, etwas entgegenzusetzen. 
Dabei geht es uns letztendlich nicht um Einzelpersonen, die trotz der Anschuldigungen eine Bühne bespielen dürfen. Vielmehr werfen wir durch den Protest gegen sie ein Schlaglicht auf Missstände, die struktureller Natur sind. 
Was heißt das? Sexualisierte Gewalt entsteht nicht im luftleeren Raum, sie setzt sich nicht zusammen aus getrennten, von einsamen Wölfen begangenen Einzelfällen. Sexualisierte Gewalt ist eingeschrieben in ein Netz, in eine Struktur aus verschiedenen Herrschaftssystemen, die alle untrennbar miteinander verbunden sind
Diese Strukturen sind (u.a.) patriarchal und kapitalistisch. 
Kapitalismus und Patriarchat sind unterdrückende Systeme, die sich nicht nur gegenseitig bedingen und voneinander profitieren, sondern auch aufeinander zurückgeführt werden können. 
Patriarchat bedeutet so viel wie "Herrschaft der Väter" und beschreibt eine Ordnung der Gesellschaft, die von Männern beschlossen, angeführt und kontrolliert wird, während FLINTA* (Frauen, Lesben, inter, non binary, trans, agender) benachteiligt und unterdrückt werden. Aus diesem Grund sprechen wir unserem Namen von "Tätern", weil es uns um die der Gewalt zugrundeliegende patriarchale Struktur geht, die wir aufzeigen, kritisieren und bekämpfen wollen. Selbstverständlich gibt es aber auch Männer, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind – auch durch Frauen.
Kapitalismus beschreibt ganz grundlegend eine wirtschaftliche Gesellschaftsordnung, die jedoch maßgeblich für die Ausbeutung von Mensch und Natur verantwortlich und eine Wurzel sozialer Ungerechtigkeit ist.
Betrachtet man sexualisierte Gewalt nun also als strukturelles Problem, wird klar, dass solche Übergriffe und Taten zusammenhängen. – Sie alle entspringen denselben patriarchalen und kapitalistischen Herrschaftszusammenhängen!
Weitere Macht- und Herrschaftssysteme sind neben Patriarchat und Kapitalismus auch die weiße Vorherrschaft (des Kolonialismus) und die Unterdrückung der beHinderten Menschen (Ableismus).
All die genannten Systeme sind leider noch immer in unserer Geselleschaft etabliert und machen sich an den verschiedensten Vorfällen bemerkbar:  Betroffenen BIPoC  wird weniger Gehör geschenkt als ihre weißen Schwestern, transgeschlechtlichen Menschen werden ihre Gewalterfahrung abgesprochen, normschöne 'lustige' cis Männer passen nicht in das vermeintliche Bild eines Täters,… Und natürlich an der Stelle, wo eine männlich dominierte Industrie sich die Taschen mit der (teils rassistisch-anmutenden) Darstellung feminisierter Körper vollmacht oder die Ver-'herrlichung' sexualisierter Gewalt in der Kunst zur großen Genieleistung verklärt wird und goldene Schallplatten produziert. Was bleibt: Gewalt bringt Geld. Diese Gewalt wird fortgeführt, wenn den Tätern weiterhin eine Bühne gegeben wird. 
Die sogenannte Rape-Culture – die "Kultur" der sexualisierten Gewalt mit der wir alle aufwachsen und dadurch mitunter als Norm ansehen – dient dazu, patriarchale Gewalt aufrechtzuerhalten und rollt den Tätern vor diesen Bühnen noch den roten Teppich aus. Sie spielt sich dabei nicht nur in unseren Köpfen ab, sondern hat ganz sichtbare Konsequenzen: Denn wie wir über sexualisierte Gewalt sprechen, was wir glauben, das sie sei und was sie verursacht, ist von Mythen umgeben, die Täter schützen und Betroffene herabwürdigen. 
Diese "Kultur" dringt in jede gesellschaftliche Pore, bis hin zStaat und Justiz, die diese Mythen zur Entscheidungsgrundlage machen und zur Waffe gegen das Opfer einsetzen
Das zeigt sich beispielsweise daran, dass in Prozessen nach der Rocklänge deBetroffenen gefragt und ihnen eine Teilschuld aufgrund vermeintlicher "Freizügigkeit" attestiert wird
Feminist*innen haben diesen Vorgang erfolgreich als Victim-Blaming, also die Täter-Opfer-Umkehr, entlarvt. 
Für uns ist ebenfalls klar: Die Betroffenen tragen keine Mitschuld an der ihnen widerfahrenen Gewalt! 
Wo Staat und Zivilgesellschaft versagen, sind wir zur Stelle. Denn als Kollektiv wollen wir eine radikale Antwort auf diesen blinden Fleck im System und herrschende Gewaltstrukturen sein! 
Es geht uns darum, das Problem bei der Wurzel zu packen und verschiedene Kämpfe miteinander zu verbinden! 
Unser Aktivismus ist aktionsorientiert und martialisch*, weil wir darüber auch unsere Wut über die bestehenden Verhältnisse transportieren möchten. Gleichzeitig wollen wir aufklären, informieren und andere feministische und antifaschistische Gruppen bei ihren Aktionen unterstützen, indem wir Bündnisse bilden. (*= sagen Bullen und Presse)
Wir stehen ein für Menschen, die Gewalt erfahren haben. Unsere Waffe im Widerstand ist die bedingungslose Solidarität mit den Betroffenen. Egal, wo sie stattfindet; wir fordern: Täter und sie schützende Institutionen oder Gruppen sollen Verantwortung für ihr Handeln beziehungsweise ihr Nicht-Handeln übernehmen! Dabei machen wir auch keine Ausnahme für (vermeintlich) linke Kreise oder Personen!
Auch wenn oft reflexhaft von der sogenannten "Cancel culture" gesprochen wird, sobald Konsequenzen für Täter*innen gefordert werden: Es geht uns nicht darum, irgendwelche Karrieren zu zerstören und Menschen, die sich gewaltvoll verhalten haben, aus der Gesellschaft auszustoßen. Ersteres liegt überhaupt nicht in unserer Macht und Letzteres ist nicht zielführend. 
Wir möchten, dass die Aussagen von Betroffenen über die Taten, die sie erleiden mussten, ernst genommen werden. 
Wir möchten, dass ehrliche und tiefgreifende Auseinandersetzungen mit den eigenen Handlungen, Machtpositionen und Vorstellungen von Einvernehmlichkeit stattfinden und Maßnahmen ergriffen werden, damit solche Vorfälle nicht noch einmal stattfinden. 
Wir möchten den Betroffenen Raum für ihre Sichtweise geben und sie nicht mit Unterlassungsklagen zum Schweigen gezwungen werden.
Und natürlich träumen auch wir von der befreiten Gesellschaft.
Aufgrund der leider viel zu vielen Fälle von sexualisierter Gewalt im Showbusiness, können wir es als Gruppe aufgrund von zeitlichen und persönlich-begrenzten Kapazitäten jedoch nicht stemmen, für all diese Fälle Aktionen zu planen und Aufmerksamkeit zu generierenWir bieten aufgrund von fehlender Ausbildung keinen Betroffenensupport im Sinne von alltäglicher Unterstützung und Beratung an, nutzen dafür aber unsere Vernetzungsstrukturen und geben ggf. Kontakte zu Kollektiven mit derartigen Angeboten weiter.
Mit unserer Arbeit möchten wir Betroffene ermutigen, empowern und ihnen das Gefühl geben, gehört, gesehen und ernstgenommen zu werden. 
Zudem möchten wir sowohl allen Betroffenen als auch allen Tätern demonstrieren wie mächtig unsere Solidarität ist und welches Feuer unser Zusammenhalt entfachen kann. 
Gemeinsam können wir uns Schützen. Gemeinsam können wir unsere Handlungsfähigkeit, behaupten und gemeinsam können wir auch scheinbar übermächtigen Tätern ihren vermeintlichen Status der Unantastbarkeit rauben!
 
Tätern und ihren schützenden Homies treten wir entschlossen entgegen: 
Täter sein heißt Probleme bekommen – make feminism a threat again. 
 
Keine Shows für Täter, 2023.