Pressemitteilung
Ressort: Politik, Inland, Vermischtes, Berlin
Pressemitteilung/Protest am 19.05. in Berlin
Keine Show für Täter – Konsequenzen für Luke Mockridge!
Berlin, 03.05.2022
Die Berliner Initiative „Keine Show für Täter“ lädt am 19. Mai ab 18 Uhr zur Kundgebung an die Ecke Hedwig-Wachenheim-Straße und Wanda-Kallenbach-Straße in Friedrichshain ein. Hintergrund des Protests ist der Auftritt des Comedians Luke Mockridge in der nahe gelegenen Mercedes-Benz Arena im Rahmen seiner Tour. Mehrere Frauen werfen Mockridge sexualisierte Gewalt vor, weshalb gegen seinen Auftritt lautstark protestiert werden soll. Unter anderem sind auch Live Acts geplant. In anderen Städten Deutschlands (Stand jetzt: Kiel, Hannover, Bremen, Leipzig, Dresden) sowie Zürich sind ebenfalls Proteste geplant.
Der Bonner Comedian Luke Mockridge wurde 2019 von seiner Ex-Freundin wegen versuchter Vergewaltigung angezeigt. Der Beschuldigte bestritt die Vorwürfe von Anfang an. Staatsanwaltschaft und Generalstaatsanwaltschaft stellten sich auf seine Seite und urteilten, keinen Tatverdacht feststellen zu können, wodurch das Verfahren vor eineinhalb Jahren eingestellt wurde. Der Spiegel veröffentliche im Nachgang einen Bericht zu den Vergewaltigungsvorwürfen, von dem jedoch das Landgericht Hamburg einige Passagen wegen „unzulässiger Verdachtsberichterstattung“ durch eine einstweilige Verfügung untersagte. In Folge dessen machte der Spiegel weitere Frauen ausfindig, die Mockridge sexualisierte Übergriffe vorwerfen, unter anderem eine andere Ex-Freundin, die angab, Mockridge habe sie zu sexuellen Dingen genötigt. Eine Passage dieser Aussage wurde dem Spiegel vom Landgericht Köln ebenfalls untersagt.
Mockridge hatte sich von Anfang an als Opfer einer Medienkampagne stilisiert und damit eine Täter-Opfer-Umkehr betrieben: Nicht seine Ex-Freundinnen und die anderen Frauen, die ihm sexualisierte Übergriffe vorwarfen und nun in der Presse Gehör fanden, waren in seinen Augen die Opfer, sondern er selbst. Nach einem kurzen Rückzug aus der Öffentlichkeit kündigte er im Dezember 2021 seine Tour „A Way Back to Luckyland“ an, die im März 2022 startete. Mockridge setzt hier seine Selbstinszenierung als Opfer fort, indem er suggeriert, seinen Weg ins Land des Glücks erst wieder finden zu müssen. Dieses hat Mockridge allerdings nie verlassen. In Deutschland kann man nämlich von Glück reden, wenn man ein Mann ist: Wie rbb24 Recherche und ARD-Kontraste 2020 berichteten, werden rund 70 Prozent der Vergewaltigungs-Verfahren eingestellt, entweder aufgrund von Mangel an Beweisen oder weil Polizei und Justiz den Opfern nicht glauben.
Die Einstellung der Verfahren sagt also nichts über die Schuld oder Unschuld mutmaßlicher Täter aus. Die Veranstaltenden der Kundgebung stellen sich deshalb hinter all die Frauen, die den Mut hatten, Mockridge öffentlich der sexualisierten Übergriffe zu beschuldigen oder gar den Spießroutenlauf durch die Mühlen der Justiz über sich ergehen zu lassen. Mockridge steht dabei stellvertretend für eine ganze Reihe finanziell gut aufgestellter Männer, die nach derartigen Anschuldigungen nicht zur Rechenschaft gezogen werden, sondern weiterhin und ohne Konsequenzen ihrem Beruf in der Öffentlichkeit nachgehen können. Mitverantwortlich für Mockridges anhaltende Bühnenpräsenz sind etwa der Sender Sat.1, der verschiedene neue Formate mit ihm für dieses Jahr angekündigt hat. Nicht zuletzt müssen auch der Sponsor des Veranstaltungsortes, Mercedes-Benz, und dessen Partner wie etwa die Berliner Sparkasse, ferner der Eigentümer Anschutz Entertainment Group sowie der Betreiber der Arena, ASM Global, aber auch Mockridges Management, die MTS GmbH, zur Verantwortung gezogen werden. Ohne all diese Strukturen wäre Mockridges ungebrochener kommerzieller Erfolg nicht möglich. Deshalb fordern die Veranstaltenden all die für diesen Erfolg Mitverantwortlichen auf: Keine Show für Täter!
Für Fragen und Auskunft stehen wir gerne zur Verfügung.
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